Passend zu all den meditativen und musikalischen Texten die von Dominik Glaus ausgewählten und auf der Leinwand projizierten eindrücklichen Fotos, die uns Besucher noch eindrücklicher in die jeweiligen Texte mit hinein nahmen. In der auf die Predigt hinführenden Theaterszene erlebten wir einen äußerst verletzlichen und unversöhnlichen, nicht vergeben und verzeihen könnenden Horst Grübel (Werner Brück), der seit 20 Jahren penibel jede ihn kränkende Äußerung seiner Umwelt schriftlich in einem Erinnerungsbuch festhält, damit er bloß nichts vergisst. Seine Frau Erika (Nicole Bartsch) verzweifelt über sein unversöhnliches starres Verhalten und reagiert inzwischen hoch aggressiv. Jeder Besucher konnte sich dabei gut an seine eigenen "Unversöhnlichkeitsanteile" erinnern und war damit auf die nachfolgende Predigt eingestimmt.
Doch wie gelingt uns die Vergebung? Woher nehmen wir die Kraft zur Vergebung? Sie gelingt uns nur im Blick auf die große umfassende Vergebung, die Gott mir durch die Versöhnung mit seinem Sohn, Jesus Christus, geschenkt hat. Es ist die Erkenntnis meiner Schuld, die mir von Gott vergeben wurde! Werner Brück zitierte an dieser Stelle den verst. Hamburger Theologen Helmut Thielicke, der zugespitzt formulierte: "Die Solidarität der Schuld ist die Basis, auf der allein man anderen vergeben kann!"
Und so gehören der Wille zu vergeben und das klärende und konfliktlösende Gespräch mit dem, der die Verletzungen und Kränkungen auslöste, eng zusammen. Die Predigt schloss mit der Feststellung, dass wir letztlich tagtäglich aneinander schuldig werden und damit immer wieder auf die Bitte im Vater-Unser-Gebet angewiesen sind, in der Jesus Christus seinen und unseren Vater bittet: "Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!"